Ausgepumpte, fast reglos in ihren Stühlen liegende Menschen empfinde ich als besonders schön. Sie wirken, mild von der Sonne beschienen, wie die endlich zur Betrachtung freigegebenen feierabendlichen Goldränder unserer Leistungsgesellschaft.“ (Wilhelm Genazino, „Das Glück in glücksfernen Zeiten“)

In diesen ersten Sätzen seines Romans deutet Genazino an, worum es im Folgenden geht. Sein Protagonist Gerhard Warlich sitzt nach einem langen Arbeitstag in einem Café und beobachtet die Menschen um sich.  Es geht ihnen offenbar allen wie ihm: Sie sind müde, fertig, entkräftet, von einer Arbeit, die sie ernährt, aber dumpf zurücklässt. Und der Beobachter Warlich, vom Leben übermannt, fragt sich: Muss das so sein? Geht leben/Leben nicht auch anders? Es ist diese eine Frage, die dem ganzen Roman seine subtile Sprengkraft verleiht und den Leser mit der gleichen Frage zurücklässt, die wir alle für uns selbst zu beantworten haben.