„Dieses Zimmer – wenn du es einmal betreten hast, kommst du nie wieder richtig raus. Du kannst vergessen, dass du dort bist, du kannst weitermachen, so als hättest du alles unter Kontrolle, als wäre der Verlauf deines Lebens, ja sogar seine Länge, ein Ausdruck deiner Charakterstärke und der Klugheit deiner Entscheidungen. Und dann kommt der Augenblick, da du an einem sonnigen Märztag in der Kurve auf eine vereiste Stelle kommst und das Steuer in deiner Hand wird zu einem Witz und du bist nur noch Zuschauer deiner träumerischen Rutschpartie in den Abgrund, und dann weißt du wieder, wo du bist.“ (Tobias Wolff, Dieses Zimmer, aus: Unsere Geschichte beginnt, Erzählungen)

Mit diesen Worten beschreibt Tobias Wolff mithilfe der Metapher des Zimmers, wie unsicher unser Leben immer ist – und dass das Wissen darum uns nie wieder verlassen wird. Die metaphorische Verdichtung auf einen Raum, in dem man sich im übertragenen Sinne ein Leben lang aufhält, steht für die Unmöglichkeit, trotz aller Vermeidung von Risiken ein gleichsam sicheres Leben zu führen. Eine einzige vereiste Stelle auf der Straße des Lebens (und zwar an einem sonnigen Märztag, also völlig unerwartet) kann reichen, um das Steuer vollkommen aus der Hand und vermeintliche Gewissheiten für immer zu verlieren.