David Emling

"It's alright, Ma, it's life and life only." (Bob Dylan)

Autor: David Emling (Seite 5 von 6)

Zufriedenheit

Und es begann dieses beschwingte Geplauder zufriedener Menschen, die nichts als einsehen, dass es ein schöner Tag ist, mit einer hellen Sonne und weißen Schwänen auf dem See, in einer der schönsten Städte der Welt, mit freundlichen, sorglos wirkenden Menschen.“ (Dana Grigorcea, „Die Dame mit dem maghrebinischen Hündchen“)

 

Mit diesen Worten zu Beginn ihrer Novelle „Die Dame mit dem maghrebinischen Hündchen“ rahmt Dana Grigorcea die Handlung einer Liebesgeschichte. Die eigentlich in den hohen Kreisen der Stadt Zürich verkehrende Ballerina Anna lernt zufällig den Gärtner Gürkan kennen, der ihr auf Anhieb sympathisch ist. Sie mögen und verlieben sich. Die Autorin zeigt mit diesen Worten, wie einfach eine Beziehung zwischen zwei Menschen sein kann, die sich gern haben und schließlich lieben lernen. Es sind keine großen Erkenntnisse und theoretischen Gedanken, wie sie Annas liebenswürdiger und bemühter Mann, vor allem aber ihre Berufswelt, die Kunst, von sich geben, die der Protagonistin wie auch dem Leser im Gedächtnis bleiben. Es sind jene einfachen, und dadurch wahrhaften Begegnungen, die im Leben so wichtig zu sein scheinen und es deshalb lebenswert machen.

 

 

Lesung bei der Lesebühne Darmstadt

Am Mittwoch, 7. März, werde ich als einer der Gewinner des Literaturwettbewerbs von Stockstadt 2017 bei der Lesebühne Darmstadt zu Gast sein. Eine besondere Ehre, da die Lesebühne in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiert.

Ich werde darin aus meinem Gewinnertext, einem Auszug aus der Erzählung „Daniel“, lesen. Beginn der Veranstaltung ist 19.30 im Literaturhaus Darmstadt.

Weitere Infos auch unter anderem auf

http://www.fr.de/rhein-main/alle-gemeinden/darmstadt/darmstadt-textwerkstatt-feiert-jubilaeum-a-1419961

 

Abschluss

Als es dunkel wurde, ging sie nach Hause. Niemand wartete dort auf sie. Die Luft war immer noch wie am Mittag, als wäre die Dämmerung in der Stadt nur eine Fehlleistung der Augen. Straßenlaternen: Lichtkneipen für Insekten. Schaufensterpuppen: Cartoonfiguren in den Kleidern ihrer Zeichner. Und Sterne: Welten, die so klein waren, dass Hunderte von ihnen zwischen ein paar abendliche Baumäste passten. (Clemens J. Setz, „Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“)

Mit diesen Worten schließt Clemens J. Setz das erste Kapitel seines tausendseitigen Romans „Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“ ab, das er mutigerweise „Abschluss“ nennt. Und genau das schafft er: Obwohl der Leser sich auf eine ergreifende Geschichte freuen kann (Klaus Kastberger, Jury-Mitglied des Ingeborg-Bachmann-Preises, sagt nicht zu unrecht, dass man an diesem Roman nicht vorbeikommen kann oder besser dürfte) und wir erst am Anfang sind, ist in diesen ersten Seiten schon vieles, mit wenigen Worten eigentlich alles „abschließend“ über die Protagonistin, ihr Leben und die Stimmung, in der das Folgende sich abspielt, gesagt.

 

Neuer Text auf Fixpoetry

Mein Text „Portionierte Freiheiten“ ist am 15.12.2017 Text des Tages auf der Literaturplattform Fixpoetry.

Hier geht’s zum Text:

https://www.fixpoetry.com/texte/text-des-tages/david-emling/portionierte-freiheiten-eine-kleine-ueberlegung

Wenn wir Glück haben

„Wenn wir Glück haben, Autor wie Leser, dann sitzen wir nach den letzten Zeilen einer Kurzgeschichte einfach nur eine Minute da, ganz still. Im Idealfall denken wir nach über das, was wir gerade geschrieben oder gelesen haben. Vielleicht hat sich unser Herz oder unser Verstand ein wenig von der Stelle bewegt. Unsere Körpertemperatur ist gestiegen oder gefallen. Und dann atmen wir ruhig und regelmäßig, wir reißen uns zusammen, Autor wie Leser, stehen auf und wenden uns wieder dem Nächstliegenden zu. Dem Leben. Immer dem Leben.“ (Raymond Carver)

Mit diesen Worten beschreibt der amerikanische Meister der Kurzgeschichte Raymond Carver, was wir als Autoren ebenso wie als Menschen von der Literatur erwarten dürfen. Ein kurzes Innehalten, ein kleiner Ausbruch aus dem Leben, wie es uns als gegeben erscheint – mehr kann es nie sein, und doch ist vielleicht gerade das genug. Wenn wir Glück haben zumindest.

Verlässliche Größe im Leben?

„Das Gedächtnis ist keine verlässliche Größe im Leben, aus dem einfachen Grund, dass für das Gedächtnis nicht die Wahrheit wichtig ist.“ (Karl Ove Knausgard, „Spielen“)

Im dritten Roman seinen sechsbändigen autobiografischen Werks „Min Kamp“ schreibt Karl Ove Knausgard über seine Kindheit. Es ist wie so oft bei großen Schriftstellern: In den Texten passiert wenig bis nichts, und doch gärt es unter der Oberfläche. Es ist dieses Gären, das der Autor schonungslos beschreibt und doch die Perspektive eines Kindes übernehmen kann, das sich noch über Pfannkuchen und ein nachmittägliches Fußballspiel am Fernseher mit seinem Bruder und Vater freut – und bei all dem schon früh lernt, wie kompliziert das Leben sein kann und das nichts, aber auch gar nichts, einfach ist.

 

Parallel Reading mit Martina Weber – Richard Fords „The Sportswriter“

Hier mal etwas Anderes zu lesen…

Ein Parallel Reading gemeinsam mit der Lyrikerin Martina Weber über das Buch „The Sportswriter“ von Richard Ford.

Parallel Reading: Richard Ford „The Sportswriter“/„Der Sportreporter“

Zwischen den Zeilen

1

Es gibt viele schöne Dinge

für ein Gedicht, die ein Gedicht

nicht mehr brauchen,

weil sie so schön sind.

 

2

Dennoch, ich wollte sie nennen, alle,

bis zur weißen Blüte der Kirsche.

 

3

Aber immer, zwischen den Zeilen,

bleibt etwas übrig. (Kurt Drawert, „Zwischen den Zeilen“)

Mit diesem Gedicht beschreibt Kurt Drawert die Wichtigkeit und Bedeutung des literarischen Schreibens auch und gerade in unserer heutigen Zeit. Und deshalb bleibt nur, ihn auch hier zu zitieren mit folgenden Worten:

„Aber kann eigentlich etwas schwieriger, komplexer und rätselhafter sein, als das Leben selbst, das zu verstehen wir uns bemühen mit den Mitteln der Sprache und der Literatur? Wo sind wir hingekommen, wenn wir keine Instanz mehr suchen, die das Leben dort reflektiert, wo es festgefahren ist und in der Sackgasse steckt. […] Mit dem Schönen können wir sehr gut allein sein, mit dem Unglück nicht.“

Nur noch einmal Kekse

Oh nein…nein nein nein. Ich habe sie vergessen. Mein Gott, ich habe sie wirklich vergessen.

Dinge, die wir vergessen.

Ich fahre die Straße entlang ins beginnende Wochenende. Es ist tatsächlich ein sonniger Tag, warm und doch nicht zu heiß. Keine Aufträge von der Arbeit, die ich die ganze Zeit mit mir herumtrage. Eines jener seltenen Wochenenden, die tatsächlich auch frei sind, keine zusätzlichen Termine, ein kleiner Wochenendtrip mit meiner Frau, einfach mal was anderes sehen. Nach Stau und dem üblichen Stress, dem unnötigen Herumfluchen und ihren Beruhigungsversuchen fahren wir schließlich die letzten zwanzig Kilometer auf der Landstraße zu unserem Ziel. Ich kann im meinem Augenwinkel sehen, wie sie mich mit einem Lächeln anschaut, pure Freude in ihrem von der Sonnenbrille zum Großteil bedeckten Gesicht. Alles scheint zu stimmen. Aber ich kann mich nicht mehr an sie erinnern. Sie ist weg, einfach so. Wie lautete sie nur?

[…]

In:  www.parsimonie.de, Ausgabe 16

Neue Story im „Prinzip der sparsamsten Erklärung“ Ausgabe 16

Meine Kurzgeschichte „Nur noch einmal Kekse“ wurde in der 16. Ausgabe der Müncher Online-Zeitschrift „Das Prinzip der sparsamsten Erklärung“ veröffentlicht.

Hier geht’s zur Internetseite:

www.parsimonie.de

 

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